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Review von www.crossover-agm.de
February 09, 2008
Mistreaded, Inage 09.02.2008 Chemnitz, Südbahnhof
von rls
Es ist strukturell schon ärgerlich: Wochen-, ja bisweilen monatelang wartet man in Chemnitz auf vernünftige Thrash Metal-Gigs - und dann stehen an ein und demselben Abend gleich drei an. Das stellt die zahlenmäßig nicht kleine, aber doch überschaubare Fangemeinde vor akute Probleme (und hilft natürlich auch weder den Bands noch den Clubs), denn die gleichzeitige personale Präsenz an mehreren Orten ist bekanntlich immer noch nicht erfunden. Wieviele Menschen bei Moshquito und ihren drei Supportbands im Bunker sowie beim Italian Thrash Metal Assault mit Warmonger, Executioner und Minkions samt ihrem trotz russischen Namens chemnitzerischen Support Chörnyi Woron (die auf Deutsch einfach Schwarzer Rabe heißen würden) im AJZ Talschock waren, ist dem Rezensenten nicht bekannt; der Südbahnhof, in dem sonst Bands der Größenordnung J.B.O. oder Manowar spielen, war jedenfalls nur locker gefüllt, wobei die Menschenmenge aber trotzdem zu groß war, als daß sie etwa in den Bunker gepaßt hätte.
von rls
Es ist strukturell schon ärgerlich: Wochen-, ja bisweilen monatelang wartet man in Chemnitz auf vernünftige Thrash Metal-Gigs - und dann stehen an ein und demselben Abend gleich drei an. Das stellt die zahlenmäßig nicht kleine, aber doch überschaubare Fangemeinde vor akute Probleme (und hilft natürlich auch weder den Bands noch den Clubs), denn die gleichzeitige personale Präsenz an mehreren Orten ist bekanntlich immer noch nicht erfunden. Wieviele Menschen bei Moshquito und ihren drei Supportbands im Bunker sowie beim Italian Thrash Metal Assault mit Warmonger, Executioner und Minkions samt ihrem trotz russischen Namens chemnitzerischen Support Chörnyi Woron (die auf Deutsch einfach Schwarzer Rabe heißen würden) im AJZ Talschock waren, ist dem Rezensenten nicht bekannt; der Südbahnhof, in dem sonst Bands der Größenordnung J.B.O. oder Manowar spielen, war jedenfalls nur locker gefüllt, wobei die Menschenmenge aber trotzdem zu groß war, als daß sie etwa in den Bunker gepaßt hätte.
Der Support Inage stieg mit erstaunlich geringer Verspätung auf die Bühne und verließ diese eine knappe Dreiviertelstunde später wieder, ein zwar verwirrtes, aber nicht unzufriedenes Publikum hinterlassend. Stilistisch ließ sich das Quintett überhaupt nicht einordnen, und so bildeten die beiden Coverversionen des Sets irgendwie auch dessen musikalische Eckpfeiler: Sepulturas "Arise" beim Thrash und Fear Factorys "Replica" beim Nu Metal, wohingegen die auf Konserve hier und da feststellbaren Grunge- oder Progelemente zumindest in der Livesituation in den Hintergrund traten. Das Ganze war gespickt mit einem äußerst vielseitigen Drummer, dessen Können man im Gesamtsound an prominenter Stelle hören konnte, wohingegen die Saitenfraktion deutlich größere Schwierigkeiten hatte, sich angemessen Gehör zu verschaffen: Baß und Rhythmusgitarre verschmolzen meist zu einer Art Klangwand, welche die Harmonieläufe der Leadgitarre weitgehend ins musikalische Abseits stellte und nur die eigentlichen Gitarrensoli noch durchhörbar gestaltete. Bliebe der Sänger, der sich im Vergleich zum 2004er Demo deutlich gesteigert hat - wenn er clean sang, hielt er die Melodien deutlich besser als früher, aber er bevorzugte eher die rauhen Tonlagen, sich auch dort kompetent zeigend, wenngleich in der Gesamtbetrachtung ebenfalls deutlich zu leise abgemischt. Hätte er einen Tarnanzug getragen, wäre vom optischen Erscheinungsbild Udo Dirkschneider nicht mehr fern gewesen, und wenn wir einmal bei der Betrachtung modischer Aspekte sind, soll auch die ungleichmäßige Verteilung der Haarpracht nicht unerwähnt bleiben: Zwei langhaarige Gitarristen waren mit drei kurz- bis sehr kurzhaarigen Restmusikern kombiniert, so daß man bei einer hypothetischen gleichrangigen Verteilung fünf Beatles-Frisuren erhalten hätte. Der Sänger bildete den optischen Aktivposten auf der Bühne, auch der Drummer fiel durch bewegungsintensives Spiel auf, wohingegen die Saitenfraktion überwiegend der Kategorie des Standmetallers angehörte. Von den Songs her griff man zweimal auf die des immer noch aktuellen Demos zurück ("Suicide" und "Not Dead"), dazu die zwei Coverversionen und einige weitere Songs, die der Rezensent periodisch nicht einordnen konnte. Einige Anwesende schienen zumindest Teile des Materials zu kennen (Inage haben bereits mehrmals im Südbahnhof gespielt, bisher aber nur in dessen kleiner Halle), und bei den anderen sorgte beispielsweise das furiose Finale von "Suicide" ebenfalls für Aufsehen. Guter Stoff für Nichtschubladendenker.
Setlist Inage:
Not Dead
Raped
Critical Masses
Arise
Too Close
Suicide
Someone's Gonna Die Tonight
Replica
Mit dem Namen Mistreaded könnte man bei gewisser orthographischer Abweichungsfreudigkeit durchaus eine Deep Purple-Coverband gründen, aber statt dessen huldigte das unter diesem Namen firmierende Quartett einer anderen Legende, nämlich Metallica. Im persönlichen Ranking des Rezensenten waren dabei der sterbenslangweilige Metallica-Gig anno 1996 in Leipzig und der kaum stärkere der Coverband Wellica anno 2006 ebenfalls in Leipzig zu übertreffen, was dem Quartett zwar gelang, allerdings angesichts der niedrigen Meßlatte noch kein Kriterium für einen gelungenen Metalabend darstellt. Sabotiert wurden Mistreaded dabei im wesentlichen von zwei Faktoren. Den einen bildete der erneut etwas bis sehr unausgewogene Sound, den der Soundmensch erst bei "Welcome Home (Sanitarium)" (immerhin schon der fünfte Song des Sets) halbwegs in den Griff bekam - vorher waren speziell die Leads von Hammett II allenfalls zu erahnen gewesen, und Ulrich II sorgte mit einer derart scheppernden HiHat, daß man sich an einen Drumcomputer erinnert fühlte, für einen Nervfaktor sondersgleichen. Gewisse Unausgewogenheiten sollten den kompletten Set begleiten, vor allem die Drums blieben fast grundsätzlich zu laut (irgendjemand muß mal die Drums als einen determinierenden Faktor des Heavy Metal deklariert haben, so sehr standen sie bei vielen in der jüngeren Vergangenheit vom Rezensenten miterlebten Gigs im akustischen Vordergrund und deckten oftmals die Gitarren zu - bei Metalcore oder gar Melodic Death ist der dadurch augelöste Verlust noch viel schlimmer als bei Metallica-Material), etliche Riffs konnten nur erahnt werden, Leads oder Halbakustikpassagen blieben Glückssache ("The Unforgiven" ohne hörbare Gitarren, sobald die Drums einsetzten, stellte mit den höchsten Bitterkeitsfaktor des Abends), wobei man das Ganze nicht in Bausch und Bogen schreiben darf, denn paradoxerweise wurden die Problemfälle bisweilen von durchaus ausgewogenen Passagen unterbrochen. Zweiter Sabotagefaktor war der Gesang von Hetfield II. Bekanntermaßen hat Hetfield jahrelang üben müssen, bis er zu einem brauchbaren Sänger herangewachsen war (und er hat jahrelang vor Publikum geübt), aber das heißt noch lange nicht, daß man als Hetfield II nun unbedingt den Eindruck erwecken müßte, als befände man sich gerade mitten in dieser Übungsphase. Zwar gab es durchaus gelungene Passagen in Hetfield IIs Gesang (der dem Original von der Stimmfärbung her prinzipiell nicht unähnlich war), dafür zogen aber andere dem Hörer förmlich die Schuhe aus, an der Negativspitze "Nothing Else Matters", als der zweite Refrain um mindestens einen Halbton höher angesetzt wurde, obwohl die zugehörige Instrumentaluntermalung identisch blieb, was ein fürchterlich schräges Klangbild Marke "Schülerband mit Sänger im Stimmbruch" erzeugte. Schade um die auf instrumentellem Gebiet, soweit man es akustisch vernehmen konnte, durchaus soliden und ansprechenden, wenngleich keine Bäume ausreißenden Leistungen (daß man bei "Orion" ein authentisches Burton-Feeling hinbekommt, ist auch eine immens schwierige Aufgabe - trotzdem löste Newsted II sie ganz annehmbar). Knackpunkt einer jeden Band, die sich mit Metallica-Songs befaßt, ist "One" - bisher gibt es nur eine einzige, die das bedrückende Originalfeeling nicht nur reproduzieren, sondern sogar noch steigern konnte, nämlich Apocalyptica. Auch Mistreaded scheiterten hier - sie wären auf höherem Niveau gescheitert, hätten sie sich die eingeworfenen und völlig deplazierten "Heyhey"-Shouts verkniffen. Schade drum. Ansonsten konzentrierte sich das Quartett auf die klassischen Metallica-Tage, also die bis zum selbstbetitelten fünften Album, warf zwei Coverversionen ein (bei "Whiskey In The Jar" dürften sich wie schon bei der Metallica-Version dieses Traditionals Tausende Iren in ihren Gräbern umgedreht haben, während man bei "Die, Die, My Darling" der Misfits nicht viel falsch machen konnte), hielt sich von Experimenten fern (welche Band covert mal "Dyers Eve" oder "To Live Is To Die"?), orientierte sich weitestgehend an den originalen Strukturen und erntete beim wenig kritischen, dafür feierfreudigeren Publikum begeisterten Applaus, dem sich der Rezensent wie erwähnt nur streckenweise anschließen konnte (etwa bei der gelungenen Version von "For Whom The Bell Tolls", die den ersten Zugabenblock einleitete); der peinliche Zwischenrufer, der im zweiten Zugabenblock permanent mit hoher Lautstärke "Master Of Puppets" einforderte, obwohl der Song schon den Setopener gebildet hatte, sorgte nicht für eine Anhebung des Launepegels. Warum gehen Nitrolyt nicht mal back to the roots und zimmern just for fun mit der neuen starken Besetzung wieder ein Metallica-Coverset ein?
Setlist Inage:
Not Dead
Raped
Critical Masses
Arise
Too Close
Suicide
Someone's Gonna Die Tonight
Replica
Mit dem Namen Mistreaded könnte man bei gewisser orthographischer Abweichungsfreudigkeit durchaus eine Deep Purple-Coverband gründen, aber statt dessen huldigte das unter diesem Namen firmierende Quartett einer anderen Legende, nämlich Metallica. Im persönlichen Ranking des Rezensenten waren dabei der sterbenslangweilige Metallica-Gig anno 1996 in Leipzig und der kaum stärkere der Coverband Wellica anno 2006 ebenfalls in Leipzig zu übertreffen, was dem Quartett zwar gelang, allerdings angesichts der niedrigen Meßlatte noch kein Kriterium für einen gelungenen Metalabend darstellt. Sabotiert wurden Mistreaded dabei im wesentlichen von zwei Faktoren. Den einen bildete der erneut etwas bis sehr unausgewogene Sound, den der Soundmensch erst bei "Welcome Home (Sanitarium)" (immerhin schon der fünfte Song des Sets) halbwegs in den Griff bekam - vorher waren speziell die Leads von Hammett II allenfalls zu erahnen gewesen, und Ulrich II sorgte mit einer derart scheppernden HiHat, daß man sich an einen Drumcomputer erinnert fühlte, für einen Nervfaktor sondersgleichen. Gewisse Unausgewogenheiten sollten den kompletten Set begleiten, vor allem die Drums blieben fast grundsätzlich zu laut (irgendjemand muß mal die Drums als einen determinierenden Faktor des Heavy Metal deklariert haben, so sehr standen sie bei vielen in der jüngeren Vergangenheit vom Rezensenten miterlebten Gigs im akustischen Vordergrund und deckten oftmals die Gitarren zu - bei Metalcore oder gar Melodic Death ist der dadurch augelöste Verlust noch viel schlimmer als bei Metallica-Material), etliche Riffs konnten nur erahnt werden, Leads oder Halbakustikpassagen blieben Glückssache ("The Unforgiven" ohne hörbare Gitarren, sobald die Drums einsetzten, stellte mit den höchsten Bitterkeitsfaktor des Abends), wobei man das Ganze nicht in Bausch und Bogen schreiben darf, denn paradoxerweise wurden die Problemfälle bisweilen von durchaus ausgewogenen Passagen unterbrochen. Zweiter Sabotagefaktor war der Gesang von Hetfield II. Bekanntermaßen hat Hetfield jahrelang üben müssen, bis er zu einem brauchbaren Sänger herangewachsen war (und er hat jahrelang vor Publikum geübt), aber das heißt noch lange nicht, daß man als Hetfield II nun unbedingt den Eindruck erwecken müßte, als befände man sich gerade mitten in dieser Übungsphase. Zwar gab es durchaus gelungene Passagen in Hetfield IIs Gesang (der dem Original von der Stimmfärbung her prinzipiell nicht unähnlich war), dafür zogen aber andere dem Hörer förmlich die Schuhe aus, an der Negativspitze "Nothing Else Matters", als der zweite Refrain um mindestens einen Halbton höher angesetzt wurde, obwohl die zugehörige Instrumentaluntermalung identisch blieb, was ein fürchterlich schräges Klangbild Marke "Schülerband mit Sänger im Stimmbruch" erzeugte. Schade um die auf instrumentellem Gebiet, soweit man es akustisch vernehmen konnte, durchaus soliden und ansprechenden, wenngleich keine Bäume ausreißenden Leistungen (daß man bei "Orion" ein authentisches Burton-Feeling hinbekommt, ist auch eine immens schwierige Aufgabe - trotzdem löste Newsted II sie ganz annehmbar). Knackpunkt einer jeden Band, die sich mit Metallica-Songs befaßt, ist "One" - bisher gibt es nur eine einzige, die das bedrückende Originalfeeling nicht nur reproduzieren, sondern sogar noch steigern konnte, nämlich Apocalyptica. Auch Mistreaded scheiterten hier - sie wären auf höherem Niveau gescheitert, hätten sie sich die eingeworfenen und völlig deplazierten "Heyhey"-Shouts verkniffen. Schade drum. Ansonsten konzentrierte sich das Quartett auf die klassischen Metallica-Tage, also die bis zum selbstbetitelten fünften Album, warf zwei Coverversionen ein (bei "Whiskey In The Jar" dürften sich wie schon bei der Metallica-Version dieses Traditionals Tausende Iren in ihren Gräbern umgedreht haben, während man bei "Die, Die, My Darling" der Misfits nicht viel falsch machen konnte), hielt sich von Experimenten fern (welche Band covert mal "Dyers Eve" oder "To Live Is To Die"?), orientierte sich weitestgehend an den originalen Strukturen und erntete beim wenig kritischen, dafür feierfreudigeren Publikum begeisterten Applaus, dem sich der Rezensent wie erwähnt nur streckenweise anschließen konnte (etwa bei der gelungenen Version von "For Whom The Bell Tolls", die den ersten Zugabenblock einleitete); der peinliche Zwischenrufer, der im zweiten Zugabenblock permanent mit hoher Lautstärke "Master Of Puppets" einforderte, obwohl der Song schon den Setopener gebildet hatte, sorgte nicht für eine Anhebung des Launepegels. Warum gehen Nitrolyt nicht mal back to the roots und zimmern just for fun mit der neuen starken Besetzung wieder ein Metallica-Coverset ein?